1917

Haydn Kino 17.1 20

Nachdem ich viel Positives über 1917 lese, entschließe ich mich zu einem Kinobesuch, statt auf eine digitale Variante zu warten. Tatsächlich hat der Film einige Stärken. Am interessantesten ist sicher die Kameraführung, welche den Eindruck erweckt, als gäbe es im ganzen Film keinen einzigen Schnitt. Die Kamera begleitet unsere beiden jungen Protagonisten durch das Kriegsland. Mal von hinten, dann überholt sie und filmt sie von der Seite oder von vorne usw. Das Grauen des Krieges wird mit Hilfe von Gruseleffekten vermittelt, die zum Teil an Horrorfilme erinnern: Verweste Tier- und Menschenleichen etc. Funktioniert bei mir nur bedingt. Trotzdem würde ich die Ästhetik im ersten Teil noch als einigermaßen naturalistisch beschreiben. Sobald aber die zerstörte Stadt die wichtigste Kulisse wird, fühle ich mehr sehr oft an gekünstelte Videospiel-Ästhetik erinnert. Der komplette Film ist unglaublich pathetisch inszeniert. Der Soundtrack ist hoch emotional. Dieser mit Melodramatik kombinierte Pathos ist die größte Schwäche des Films, weil er Kriegsgräuel ohne jede Reflexion ästhetisiert. Zeitgemäßes Kino über heikle historische Themen sieht anders aus.

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