Inland

Filmcasino 20.6. 19

AT 2019

Regie: Ulli Gladik

Oft ist in politischen Diskussionen in Österreich derzeit vom „kleinen Mann“ die Rede. Ulli Gladik versucht mit den Mitteln des Dokumentarfilms dieses soziodemographische Milieu einzufangen. Sie porträtiert eine Handvoll Wiener und lässt sie erzählen. Über ihr Leben, über die Politik und selbstverständlich sehr viel über die Ausländer. Dabei geht das Spektrum vom rassistischen Ausländerhasser bis zu wirtschaftlich besorgten kleinen Angestellten. Gladik wirft ab und zu ein paar Punkte ein, sucht aber keine Konflikte. Erfreulicherweise ist Inland kein denunzierender Sozialporno geworden, sondern eine soziologische Feldstudie mit filmischen Mitteln. Trotzdem ist es natürlich kein schönes Bild, das sich vor unseren Augen entwickelt. Interessant wird es für mich dann, wenn der Ausländerhass als Motiv in den Hintergrund tritt und die Alltagssorgen in den Vordergrund. Die für Normalverdiener kaum mehr erschwinglichen Mieten, das stagnierende Einkommensniveau oder manche als sozial ungerecht empfundene Regelungen im Sozialsystem.

Dem kann man gut entnehmen: Wäre in den letzten 20 Jahren das Wirtschaftswachstum nicht nur den Firmen und Wohlhabenden zugutegekommen, gäbe es heute viel weniger Potenzial für Rechtsradikalismus. Wer die Situation in Österreich besser verstehen will, sollte sich Inland ansehen.

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