Peyman Javaher-Haghighi: Iran, Mythos und Realität

Auf der Suche nach einem guten Buch über die aktuelle Situation im Iran stieß ich auf diese Studie von Peyman Javaher-Haghighi. Der Titel verspricht nicht zu viel: Es gelingt dem Autor tatsächlich ein sehr differenziertes, ungeschöntes Bild der Situation des Landes zu zeichnen. Inhaltlich konzentriert sich Javaher-Haghighi auf die Zeit seit der islamischen Revolution. Schon das erste Kapitel zeigt, dass diese Revolution in Wahrheit so islamisch gar nicht war, sondern überwiegend auch durch soziale und wirtschaftliche Faktoren dominiert wurde. Khomenei selbst versprach den Iranern Verbesserungen aller Art, selbst wenn sie gegen seine Ideologie gerichtet waren. So kündigte er an, die Gleichberechtigung der Frauen fördern zu wollen, während er das Gegenteil plante.

Die Stärke des Buchs liegt in der faktenreichen Dokumentation seiner Thesen. Javaher-Haghighi argumentiert überwiegend auf dem Boden der Tatsachen. Trotzdem macht er aus seiner Verachtung für das theokratische Regime keinen Hehl. Er rückt viele Klischees über den Iran zurecht und problematisiert plausibel die Übernahme westlicher Begriffe auf das Land. In Wahrheit ist die Bevölkerung und Kultur des Iran ja sehr differenziert und komplex, so dass sich die Reduktion auf „islamisch“ eigentlich von selbst verbietet. Es handelt sich um eine von der Struktur her kapitalistische Gesellschaft, die von einer anachronistischen Theokratie regiert wird.

Besonders ausführlich beschreibt Javaher-Haghighi auch die zahlreichen sozialen (Protest-)bewegungen im Iran, über die im Westen nur selten geschrieben wird. Trotz des akademischen Unterbaus, ist der Text exzellent zu lesen. Wer sich für den Iran interessiert, der kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Peyman Javaher-Haghighi: Iran, Mythos und Realität. Staat und Gesellschaft jenseits von westlichen Sensationsberichten.

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