Bulgakow: Meister und Margarita

Akademietheater 21.11. 19

Regie, Bühne, Kostüme, Video: Ene-Liis Semper, Tiit Ojasoo
Woland: Norman Hacker
Behemoth: Felix Kammerer
Hella: Stefanie Dvorak
Meister: Rainer Galke
Margarita: Annamaria Lang
Berlioz / Pontius Pilatus: Philipp Haus
Jeschua: Tim Werths

Langweilig scheint die neue Ära Kusej nicht zu werden. Zumindest zählt diese Inszenierung der beiden Esten zu den abwechslungsreichsten seit längerer Zeit: Die dreieinhalb Stunden Theater sind vollgepfropft mit Regie-Ideen. Am Ende bin ich etwas erschöpft der Meinung, dass weniger Elemente vielleicht sogar eine bessere Wirkung entfaltet hätte. Die Regie setzt sehr auf Video als Stilmittel. Eine Handkamera filmt die Protagonisten teils „hinter“ der Bühne und projiziert das Ergebnis auf eine riesige Leinwand, die bei Bedarf vom Bühnenhimmel hereinschwebt. Ein weiterer Kernaspekt ist das Körpertheater. Von den Schauspielern wird voller Einsatz verlangt, das reicht von Tanzeinlagen bis zu Slapstick, der an Monty Python erinnert. Alles ist sorgfältig einstudiert und choreografiert. Die schauspielerische Leistung ist insgesamt tadellos.

Bühnenbild und Kleidung eines guten Teils der Protagonisten sind business-like, was aber natürlich spätestens durch den Auftritt des Teufels und seiner Helferlein durchbrochen wird. Meine Lektüre von Meister und Margarita liegt schon zu lange zurück, um ein aktuelles Urteil über die dramaturgische Umsetzung zu fällen. Viele zentrale Motive sind jedoch frei verarbeitet. Auch der Handlungsstrang rund um Pontius Pilatus wird berücksichtigt.

Thematisch steht die Religion passenderweise im Zentrum. Das Stück beginnt mit einer furiosen Rekapitulation der wichtigsten atheistischen Argumente gegen das Christentum. Von der Grausamkeit des Alten Testaments bis zur zweifelhaften historischen Existenz des Jesus. Letzter ist übrigens als Putzmann von Anfang an auf der Bühne präsent und tritt dann in den Szenen mit Pontius Pilatus in Aktion. Die Ernsthaftigkeit dieser Passagen relativieren nicht ungeschickt den atheistischen Furor des Anfangs.

Gegen Ende wird mir die Inszenierung etwas zu trubelig. Insgesamt aber eine klare Empfehlung.

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