The House of Mirth

Donizetti: Lucia di Lammermoor
(Deutsche Grammophon 1993)
London Symphony Orchestra / Ion Marin / Cheryl Studer / Placido Domingo

Filmcasino 28.10.
Regie: Terence Davies

Eine Oper und ein Film? Die beiden haben wenig Gemeinsames und waren doch der Anlass für ein paar allgemeine Gedanken über Ästhetik, genauer über die künstlerische Darstellung von starken Gefühlen. Im Film melodramatische Momente hervorzurufen ist nicht schwer, spezielle Kunstmittel werden dazu nicht benötigt, die Rezeption diverser Leidenschaften setzt keine besondere Vertrautheit mit Kunst voraus.

Anders bei der Oper. Hier wird dem Zuhörer die Kenntnis einer anspruchsvollen Kunstsprache, eines raffinierten ästhetischen Zeichensystems, abverlangt. Fehlt diese Erfahrung, werden auch die aufwühlendsten Opernszenen kühl und verständnislos rezipiert. Der Erregung großer Gefühle steht also eine komplexe Formensprache gegenüber, die im Laufe der Operngeschichte immer weiter verfeinert wurde. Das ist vermutlich die Erklärung dafür, dass ich mit exzessiven Gefühlen in Opern weniger Probleme habe als in Filmen, weil – auch in Autorenfilmen – oft mit ziemlich plumpen Methoden gearbeitet wird, um gewisse Effekte zu erreichen.

Beinah hätte ich es vergessen: Der Film (nach dem Roman von Edith Wharton) konnte mich nicht überzeugen, die zahlreichen Hymnen in der Filmkritik sind schwer nachvollziehbar. Handwerklich solide gemachtes Kostümkino, mehr war nicht zu sehen. Die Interpretation der Oper ist musikalisch solide. Da ich keine Vergleichseinspielungen präsent habe, will ich es bei dieser Feststellung belassen.

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