Akira Kurosawa

Wie zu allen anspruchsvollen Kunstwerken, muss man sich den Zugang zu Kurosawas Filmen intellektuell erarbeiten. Auf den ersten Blick wirken sie sehr fremd. Das liegt gleichzeitig am meist ungewöhnlichen japanischen Setting sowie an der für den westlichen Zuseher verfremdend wirkenden Ästhetik. Beispielsweise agieren die Schauspieler für unsere Filmsozialisation ungewohnt unrealistisch und wirken teilweise übertrieben, wie wir das von der Oper her kennen.

Der zweite Blick zeigt uns dann aber schon seltsam Vertrautes. Warum kommen uns Elemente dieser „exotischen“ Filme so bekannt vor? Ein Grund dafür ist, dass Kurosawa sich thematisch oft an der abendländischen Kultur orientiert. Sein Lieblingsautor ist Dostojewskij und seine Filme setzen sich mit ähnlich großen Menschheitsthemen auseinander wie dessen Romane. Er geht sogar so weit, westliche Klassiker in die japanische Kultur zu transponieren. Throne of Blood (1957) etwa erzählt Shakespeares Macbeth nach. Kurosawa setzt auch gerne klassische Musik ein, etwa Schubert in seinen frühen Filmen.

Ein dritter Aspekt, warum uns Kurosawa an Bekanntes erinnert, ist sein kaum zu überschätzender Einfluss auf Hollywood. Speziell die Regisseure des New Hollywood aus den siebziger Jahren betonten immer wieder, welchen Einfluss Kurosawas Ästhetik auf sie ausübte. Er prägte sogar ganze Genres wie den Western. So sind die The Magnificient Seven (1960) ein Remake des wohl berühmtesten Film des Japaners: Seven Samurai (1954) [Notiz]. Wer sich nur eines seiner Werke ansehen will, sollte sich dafür entscheiden. In knapp drei Stunden demonstriert er die beschriebenen Qualitäten am besten. Das gilt auch für Kurosawas innovative Kamera- und Schnitttechniken sowie für die Kunst seines Lieblingsschauspielers Toshiro Mifune. Die Actionszenen sind bis heute prägend.

Wichtig im doppelten Sinne war für den Regisseur auch Rashoman (1950) [Notiz]. Einerseits wurde Kurosawa und in Folge das japanische Kino weltberühmt. Andererseits reflektiert er hier filmisch komplexe erkenntnistheoretische Fragestellungen.

Mir persönlich gefallen speziell auch jene Filme sehr, die den Nachkriegsalltag der Japaner reflektieren. One Wonderful Sunday (1947) wäre hier zu nennen, Stray Dogs (1949), Ikiru (1952) oder High and Low (1963).

Ein Meister seines Fachs und einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts.

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