Robert Graves: I Claudius

Der Untergang der römischen Republik und der Beginn der Kaiserzeit zählt zu den spannendsten Episoden der antiken Geschichte. Obwohl Graves historischer Roman, einer der erfolgreichsten des letzten Jahrhunderts, hier schon lange liegt, bedurfte es als konkreten Anlass der Lektüre von Thelens fulminantem Buch. Robert Graves ist einer der Protagonisten und schrieb I Claudius auf Mallorca.

Ich „las“ den Roman als Hörbuch. Handwerklich ist der Text exzellent geschrieben, Graves beherrscht das Genre. So ist der historische Hintergrund sehr gut recherchiert. Auch die Erzählperspektive ist klug gewählt. Als fiktive Autobiographie angelegt berichtet Claudius, Sohn des Drusus, von den Vorkommnissen. Laut Überlieferung hat dieser Claudius tatsächlich eine (verloren gegangene) Autobiographie verfasst und als „behinderter“ Außenseiter und Intellektueller gibt das der Erzählung einen ansprechenden Blickwinkel.

Die Handlung besteht aus den bekannten historischen Ereignissen und wird von Graves mit vielen Vor- und Rückblenden erzählt, was sein Buch über die üblichen Konventionen der Unterhaltungsliteratur deutlich heraushebt. Ich habe das sehr gerne gehört und kann dieses historische Vergnügen empfehlen. Allerding sollte man I Claudius nicht mit einem Fachbuch verwechseln. Augustus Gattin Livia wird von Graves (wie von den historischen Quellen) zu einer römischen Lady Macbeth stilisiert. Die neuere Forschung sieht das wesentlich differenzierter, wenn man Prof. Garrett G. Fagan glauben darf. Auch sonst gibt er Vermutungen der antiken Historiker gerne als (literarisch wirkungsvolle) „Fakten“ aus. Sehe mir jetzt noch die viele Stunden dauernde BBC Verfilmung aus den siebziger Jahren an.

Robert Graves: I Claudius (Penguin Classics)

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