Uwe Johnson (4)

Jahrestage. Band 4. Suhrkamp Taschenbuch

Gut ein Jahr haben mich die „Jahrestage“ beschäftigt, da ich die vier Bände im Abstand von einigen Monaten las. Den ersten Band beendete ich noch skeptisch, erschien mir das Projekt doch eine Reihe formaler Mängel zu haben, speziell die Kombination der Tagebuchform mit den verschiedenen Handlungsebenen erschien zu gekünstelt. Mein Enthusiasmus stieg ab dem zweiten Band jedoch an und erreicht gegen Ende seinen Höhepunkt. Einmal mehr bestätigt sich, dass der vielgescholtene Kanon eine so schlechte Arbeit nicht leistet, wenn er Werke wie die „Jahrestage“ als unverzichtbar vorschlägt.

Tatsächlich gehört diese Tetralogie, in der Suhrkamp Taschenbuch Ausgabe knapp 1900 kleinbedruckte Seiten, zu den Höhepunkten der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Die strukturelle und inhaltliche Dichte ist verblüffend, und man muss schon zu sehr bekannten Namen greifen, um einen vergleichbaren fiktionalen Kosmos zu finden. Die Realitätsdichte des Romans ist verblüffend und macht in Kombination mit der strukturellen Brillanz die hohe literarische Qualität des Textes aus.

Ich habe die Tetralogie zwar sorgfältig gelesen, aber das ist bei weitem nicht genug, diese ausreichend zu würdigen. Man müsste sie mehrmals lesen, alleine um allen Handlungssträngen adäquat folgen zu können, da ist von Feinheiten der Komposition noch gar nicht die Rede. Kurz: Zu einer sachgemäßen Würdigung fühle ich mich nach dieser ersten Lektüre gar nicht im Stande.

Die „Jahrestage“ haben jedenfalls das Zeug, wie andere Meisterwerke der Weltliteratur, ein Leseleben dauerhaft zu begleiteten.

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