Reise-Notizen: Bad Ischl und Hallstatt

4.4. – 6.4

Bekanntlich gehört das Salzkammergut zu den idyllischsten Gegenden in Österreich: Beeindruckende geologische Formationen rund um pittoreske Seen verstellen zufrieden wirkenden Kühen und zufrieden wirkenden Einwohnern die Sicht auf die weite Welt. Die Oberflächlichkeit dieser Idylle und die Abgründigkeiten darunter wurden von den österreichischen Literaten zu ausführlich beschrieben, um das hier wiederholen zu müssen.

Das malerisch gelegene Hallstatt hat es inzwischen zum Weltkulturerbe gebracht und damit auch zu einem Museum, genauer zu einem „Welterbemuseum“, in dem die archäologischen und anderen Funde ausgestellt sind. Die historische Bedeutung der Hallstatt-Kultur ist natürlich unbestritten. Trotzdem entbehrt es nicht einer gewissen Komik, wenn man die museale Zeitachse entlang schlendert und sich einmal auf Augenhöhe mit der chinesischen Hochkultur sieht oder als zeitliche Verortung ein Buch mit dem Titel „Odysseus“ erwähnt wird, das angeblich ein gewisser Homer geschrieben haben soll …

Ansonsten sind die archäologischen Exponate des Hauses passabel präsentiert. Je näher man jedoch der Gegenwart kommt, desto lokalpatriotischer wird die Schau.

Bad Ischl bietet dem Besucher tiefgründige Einblicke in Kakanien. Man glaubt gemeinhin zwar, bereits genügend über Franz Joseph und sein „kulturelles“ Umfeld zu wissen, ich garantiere aber, dass ein Besuch der Kaiservilla diesen Kenntnissen viel neues Anschauungsmaterial liefern wird. Schon der Souvenirshop versetzt den Kenner derartiger Etablissements mit der ungewöhnlich hohen Dichte von frappantem KuK-Kitsch in Entzücken. Dadurch gestärkt bricht man zur knapp einstündigen Führung durch das Gemäuer auf. Die meisten Räume sind mit unzähligen Tiertrophäen angefüllt, 2000 an der Zahl. In dieser gespenstischen Tierkörperverwertungsanstalt also pflegte Franz Joseph seine Sommer zu verbringen, und gelegentlich Weltkriege auslösende Kriegserklärungen zu unterzeichnen. Ich bezweifle, dass es in Österreich einen zweiten Ort gibt, an dem die mangelnde Intellektualität dieser Habsburger Generation so augenscheinlich wird wie hier.

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