Nabokov: Pnin

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Es ist erfreulich, dass die von Dieter E. Zimmer sorgfältige übersetzte und kommentierte Werkausgabe nach und nach als Taschenbuch erscheint, zumal Rowohlt sich in der letzten Zeit nicht durch verlegerische Großtaten auszeichnet.
Bis jetzt konnte ich mich zu keinem endgültigen Urteil über „Pnin“ durchringen, dazu ist der Roman in meinen Augen ästhetisch zu ambivalent. Vor allem die intendiert eigenartige Erzählperspektive bedürfte einer ausführlichen Analyse. Auf den ersten Blick schildert ein Ich-Erzähler Ausschnitte aus dem Leben eines schrulligen russischen Professors, der als Exilant an einer amerikanischen Provinzuniversität lehrt.

Das Erzählte ist wesentlich detaillierter als dem Ich-Erzähler bekannt sein könnte, der Vorwurf eines fehlerhaft konstruierten allwissenden Ich-Erzählers läge nahe. Selbstverständlich macht ein Nabokov keine solchen Fehler, sondern verfolgt mit dieser Struktur bestimmte Ziele, nämlich einerseits den Leser zu verunsichern, andererseits (mindestens) eine zusätzliche Ebene in den Roman einzuführen: Die Beziehung zwischen der fiktiven Figur Pnin und dem fiktiven Erzähler, dem es nicht gelingt, Pnin so kauzig darzustellen, wie beabsichtigt. Letztendlich setzt sich Pnin gegen seinen Schöpfer durch und gewinnt die Sympathie des Lesers. Man könnte auch sagen, Nabokov verbündet sich als Autor mit seiner Figur gegen seinen Erzähler.

Trotzdem (oder deshalb?) wirkt der Roman auf mich sehr artifiziell im negativen Sinn des Wortes. Vor allem die existenzielle Dimension in Pnins Biographie kommt zu kurz, aber auch Pnins Intellektualität hätte mehr geistigen Raum verdient.

Links:

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