Flaubert: Bouvard und Pécuchet

insel tb (Amazon Partnerlink)

Dieses Romanfragment läßt einen etwas ratlos zurück. Flaubert hat zur Vorbereitung der enzyklopädischen Besessenheit seiner beiden Helden etwa 1500 Bücher herangezogen. Anhand des Buches kann man es nicht wirklich bestätigen, da die zitierten Werke überschaubar sind. Die Handlung ist schnell zusammengefasst: Bouvard und Pécuchet ziehen sich dank einer Erbschaft als Geistesmenschen auf das Land zurück und stürzen sich sukzessive in diverse Wissensgebiete (Landwirtschaft, Anatomie, Geologie, Philosophie, Pädagogik uvm.), stellen sich in den meisten Fällen ausgesprochen dämlich an, weshalb tiefe Enttäuschung schnell den anfänglichen Enthusiasmus ablöst.

Ästhetisch gibt es zahlreiche offenkundige Mängel, so sind die einzelnen Kapitel sehr mechanisch aneinandergereiht, die Wiederkehr des Immergleichen, nur die Wissensgebiete variieren. Es wäre aber zu undifferenziert, in dem Buch nur eine Denunziation der Dummheit auf unterschiedlichen Ebenen zu sehen. Dazu sind die intelligenteren Äußerungen der beiden Autodidakten zu zahlreich. Diese Polyvalenz gehört ebenso zu den Stärken des Buches wie die Entlarvung vieler zeitgenössischen Dummheiten. Liest man, was die damaligen Esoteriker und Alternativmediziner an „Theorien“ produzierten, sieht man sehr schön, wie zeitlos manche Beleidigungen der menschlichen Intelligenz sind.

Flaubert scheiterte also mit seinem Versuch, einen großen Ideenroman der Moderne zu schreiben. Erst einige Jahrzehnte später erschienen zwei Meisterwerke dieses Genres: Manns „Der Zauberberg“ und Musils unübertroffener „Mann ohne Eigenschaften“.

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