Anne Applebaum: Twilight of Democracy: The Seductive Lure of Authoritarianism

In den letzten Jahren erschienen viele Bücher, die sich mit der düsteren Lage der westlichen Demokratien beschäftigen. Für politische Beobachter ist das nicht überraschend, denn der antidemokratische Radikalismus ist in vielen (westlichen) Ländern vom politischen Rand in Richtung Zentrum gerückt. In Österreich durch Orban-Fan Sebastian Kurz, vor dem ich bereits 2018 gewarnt hatte, als ihn die meisten noch für ein grandioses politisches Talent hielten. Nun ist Österreich aus globaler Sicht zum Glück völlig uninteressant, weshalb sich Anne Applebau drei andere Fallbeispiele für ihr Buch sucht: Polen, Spanien und die USA. Letztere treibt uns Demokratiefreunden tatsächlich die größten Sorgenfalten ins Gesicht, fahren die Republikaner dank Trump doch inzwischen offen einen faschistischen Kurs, der auch vor politischer Gewalt nicht mehr zurückschreckt.

Applebaum wählt einen Stil, der zwischen eigenen Erlebnissen und analytischen Passagen abwechselt. Das gelingt ihr mit ihrem polnischen Hintergrund natürlich vor allem in den Polen-Kapiteln gut. Sie arbeitet insgesamt immer wieder heraus, dass die gängigen Erklärungen, etwa der steigende Extremismus sei primär auf ökonomisch verunsicherte Unterschichten zurückzuführen, viel zu kurz greifen. Sie weist zurecht darauf hin, dass bei allen „Populismusausbrüchen“ überpriviligierte „Opinion Leader“ eine entscheidende Rolle als Katalysatoren spielen.

Wer sich in den letzte Jahren viel mit der politischen Lage beschäftigte, wird in Twilight of Democracy keine revolutionär neuen Erkenntnisse finden, aber doch eine gut geschriebene persönliche Zusammenfassung unserer aktuellen politischen Misere erhalten.

Anne Applebaum: Twilight of Democracy: The Seductive Lure of Authoritarianism (Audible]

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