Muriel Spark: The Prime of Miss Jean Brodie

Die Schottland-Reise im Mai nehme ich endlich zum Anlass, meinen ersten Roman von Muriel Spark zu lesen. Mit dem 1961 erschienenen The Prime of Miss Jean Brodie gelang der Autorin der Durchbruch. Jean Brodie ist tatsächlich eine literarisch eindrückliche Figur. Als Lehrerin in einer konservativen Mädchenschule passt ihr Erziehungsstil so gar nicht zum Establishment. Sie sucht sich sechs Mädchen aus ihrer Klasse heraus und kümmert sich intensiv um sie. Weit über den Lehrplan hinausgehend. Auch wenn die Direktorin deshalb immer wieder versucht, ihr Verfehlungen anzuhängen und ihr empfiehlt, doch in eine progressive Schule zu wechseln, ist Jean Brodie keine progressive Frau im politischen Sinn. So unabhängig sie sich als Frau gibt – Anfang der sechziger Jahre ein politisches Statement -, so sehr widersprechen ihre Sympathien für den Faschismus dieser Kategorisierung. Männergeschichten gibt es selbstverständlich auch einige.

Ästhetisch ist das Werk vor allem wegen der ungewöhnlichen Zeitstruktur interessant: Es gibt eine Reihe von Vorblenden, in denen man den Mädchen viel später als Erwachsene begegnet. Eine von ihnen hatte Jean Brodie an die Schulleitung verraten. Wie sich die Schulzeit in den Gesprächen der Erwachsenen spiegelt, ist literarisch gekonnt umgesetzt.

Obwohl ich auch noch andere Vorzüge sehe, spricht mich dieser Klassiker nur sehr bedingt an. Es mag an dem Setting der Mädchenschule liegen, das mich inhaltlich so gar nicht interessiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in absehbarer Zeit noch einen Roman der Muriel Spark lesen werde, ist ziemlich gering.

Muriel Spark: The Prime of Miss Jean Brodie (Penguin)

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