Joseph Roth: Radetzkymarsch

Burgtheater 18.12. 17

Regie: Johan Simons

Bezirkshauptmann, Baron Franz von Trotta und Sipolje, Sohn des Helden von Solferino; Falk Rockstroh
Trotta, Leutnant Carl Joseph von Trotta, sein Sohn; Philipp Hauß
Kaiser Franz Joseph I.; Moser, Maler, ein Freund des Bezirkshauptmanns: Johann Adam Oest
Slama Kapellmeister, Wachtmeister; Zoglauer, Major; Tattenbach, Rittmeister: Daniel Jesch
Frau Slama, Katharina Frau des Kapellmeisters, Geliebte von Carl Joseph von Trotta; Eva, Frau des Regimentsarztes; Valérie von Taußig, Freundin des Grafen Chojnicki, Geliebte von Carl Joseph von Trotta: Andrea Wenzl
Junger Slama, Infanterist: Christoph Radakovits
Jaques, Diener des Bezirkshauptmanns; Onufrij, Diener von Carl Joseph von Trotta; Skowronnek, Arzt und Schachpartner des Bezirkshauptmanns: Merlin Sandmeyer: Max Demant, Regimentsarzt; Chojnicki, Graf, ein Adliger: Steven Scharf
Wagner, Hauptmann: Martin Vischer

In längeren Abständen muss sich das Burgtheater aus mir unbekannten Gründen einen großen Fehlgriff erlauben: Dieser Radetzkymarsch ist so missglückt, dass ich nach fünfzig Minuten die Flucht aus meiner Loge ergreife. Die Schwierigkeiten, einen Roman in ein Theaterstück zu transponieren, liegen auf der Hand. Am besten funktioniert das für dialog- oder monologlastige Prosawerke (Thomas Bernhard!); am schlechtesten bei Texten, die sehr viel auf Beschreibungen und Reflexionen setzen. Ausnahmen wie die hervorragenden Tolstoi-Abende im Kasino widerlegen diese grundsätzliche Beobachtung nicht.

Erlebte Rede oder gar Erzählerkommentare in Dialoge zu verwandeln, ruiniert sowohl den Dialog als auch den narrativen Fluss. Der ästhetische Gehalt des Radetzkymarsch‘ wird auch dadurch zerstört, dass man sich auf der Bühne primär auf die Beziehungsgeschichten konzentriert. Die Regieidee, alle Beteiligten hinten auf der leeren Bühne sitzen und dann die unterschiedlichen Protagonisten spielen zu lassen, funktioniert in der Praxis gar nicht. Man meint der Theaterprobe einer Provinzbühne beizuwohnen. Selbst die von Roth so fesselnd geschilderte Handlung produziert in dieser Form nur gähnende Langweile. Ein Literaturverbrechen.

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