Das Trojanische Pferd

Kasino des Burgtheaters 7. Juni 2012

Regie: Matthias Hartmann
Musik: Karsten Riedel, Joeri Cnapelinckx

mit
Therese Affolter
Bernd Birkhahn
Franz Csencsits
Sven Dolinski
Stefanie Dvorak
Lucas Gregorowicz
Sabine Haupt
Philipp Hauß
Daniel Jesch
Fabian Krüger
Oliver Masucci
Juergen Maurer
Christiane von Poelnitz
Sylvie Rohrer
Catrin Striebeck
Adina Vetter
Sara Zangeneh

Nach dem Erfolg des furiosen Krieg und Frieden hat sich der Matthias Hartmann wohl gedacht, dieses Konzept lasse sich problemlos auf andere Klassiker übertragen. Aber die Theaterkunst ist kein Fließband, weshalb dieser Abend überhaupt nicht funktioniert. Ich verließ deshalb nach knapp drei Stunden während der zweiten Pause den Schauplatz.

Beim Tolstoi-Projekt tragen, zusätzlich zur makellosen schauspielerischen Leistung, drei Dinge konzeptuell zum Erfolg bei: Tolstois grandiose Sprache, sein fiktionales Weltschaffungstalent sowie die Originalität des Regieansatzes. Auf Homer und seine Ilias lässt sich das nicht so ohne weiteres übertragen. Wobei sich Hartmann nicht auf Homer als literarische Quelle beschränkt: Es wird eine Fülle von unterschiedlichen, um nicht zu sagen: divergenten Texten zum Erzählen der Geschichte verwendet: Walter Jens, Rudolf Hagelstange, Euripides, Christa Wolf und eine Reihe mehr. Das sorgt zwar für interessante literarische Kontraste, wirkt aber ohne ein übergreifendes geistiges Konzept völlig unmotiviert. Die Welt Homers ist für uns eine fremdere Welt als das 19. Jahrhundert des russischen Romans. Hartmann versucht diese Distanz durch Kriegs-Klamauk zu überbrücken. Nun ist es selbstverständlich legitim, diese beschränkte antike Kriegerwelt ins Lächerliche zu ziehen. Damit lassen sich allerdings im besten Fall neunzig Minuten füllen, aber keinesfalls viereinhalb Stunden. Zumal ja die tragischen Seiten der Geschichte auch immer wieder mal ausgespielt werden, was inkohärent wirkt.

Schade, schade, schade!

Ein Gedanke zu „Das Trojanische Pferd

  1. Sie hätten sich eben lieber DAS TURINER PFERD ansehen sollen;-)
    (Trotz des schwachen Scherzes eine Empfehlung für wahre Kunstfreunde.)

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