Dantes Vision

Dommuseum 8.11.

Wenn ich irgendwo „Dante“ lese, renne ich natürlich sofort in diese Richtung, selbst wenn sie mich ins Wiener Dommuseum führt. Die Göttliche Komödie zählt zu meinen Lieblingsbüchern, einige Notizen darüber gibt es selbstverständlich auch.

Ziel der Ausstellung mit dem Untertitel Durch die Hölle zum Licht ist es, künstlerische Auseinandersetzungen mit dem berühmten Buch aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu zeigen. Im Mittelpunkt steht der Zyklus des deutschen Malers Theodor Zeller (1900 – 1986). Dessen figürliche Ästhetik wird freilich weder der Großartigkeit des Textes noch der Komplexität von dessen Inhalten gerecht. Es handelt sich um eine unreflektierte Illustrationsmalerei, welche die Grenze zum Kitsch nicht nur streift.

Ganz anders die wenigen Arbeiten des Russen Valery Kharitonov. Hier ist die Hölle so plastisch auf die Leinwand gebracht, dass sie teilweise wegen des dicken Farbauftrags reliefartig wirken. Wenigstens witzig sind die Bilder Markus Vallezas. So versucht er beispielsweise das Paradies in einer einzigen, hoch verdichteten Radierung zusammenzufassen, wobei die einzelnen Stationen durchnummeriert sind. Er nennt das Werk Himmelspizza.

Der Besuch der Ausstellung ist vor allem aus Meta-Interesse empfehlenswert. Zumindest mir war diese – teils fragwürdige – Art der Dante-Rezeption bisher unbekannt. Gleichzeitig bekommt man einen kunsthistorischen Einblick, wie weit heruntergekommen die katholische Kunst des 20. Jahrhunderts sein muss, wenn Maler wie Theodor Zeller auf das Podest gehoben werden müssen. Eine erbärmliche Sache, wenn man bedenkt, welche Meisterwerke der Katholizismus vom Mittelalter bis zum Barock inspirierte. (Bis 28.1.)

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