Stefan Winterstein: Die Strudlhofstiege

Die Strudlhofstiege ist dank des gleichnamigen Romans Heimito von Doderers zu einer nicht nur zu einer literarischen Ikone Wiens geworden. In dem schönen, kleinformatigen Bildband beleuchten mehrere Autoren diese berühmte Treppenanlage von vielen Seiten. Natürlich wird ausführlich auf den verantwortlichen Architekten Theodor Johann Jaeger (1874-1943) eingegangen und auf die Geschichte des Bauprojekts. Aber auch dessen Vorgeschichte und die Namensgebung wird behandelt. Die Eröffnung der Stiege fand 1910 statt. Jahrelang erregt die Anlage keine größere Aufmerksamkeit, was sich erst 1951 nach Erscheinen des Romans änderte. Wer also daran zweifelt, dass Literatur „Orte“ machen kann, der hätte hier ein prominentes Beispiel. Die Baupläne sind ebenso im Band zu finden wie zahlreiche Fotos. Auch frühere Texte über den Ort werden erneut abgedruckt, etwa einer von Dietmar Grieser.

Ein sehr schönes und erfreuliches Buchprojekt.

Stefan Winterstein (Herausgeber): Die Strudlhofstiege. Biographie eines Schauplatzes (Bibliophile Edition)

4 Gedanken zu „Stefan Winterstein: Die Strudlhofstiege

  1. Eine etwas „andere“ Empfehlung: Guy Scarpetta – Die Lyrische Suite.
    Das Original vor einer Generation in Paris (Grasset 1992) erschienen, 1993 mit dem Prix Louis Berthou ausgezeichnet – benannt nach dem französische Aussenminister, der beim Schussattentat auf den jugoslawischen König Alexander in Marseille ebenfalls ums Leben kam – war bis heute aufgrund fehlender Übersetzungen deutschsprachigen Lesern unbekannt.
    Warum das Werk nicht auch den Prix Goncourt erhielt, wird bei der Lektüre rasch klar. Auch Franzosen schätzen es nicht, wenn an der Patina gekratzt wird. DAs ist kein österreichisches Phänomen!
    Es ist ein kritischer, penibel recherchierter Blick auf eine – wohl vor allem für Österreich – äußerst schmerzhafte Epoche (1920 bis zum Selbstmord von Kurt List 1970) anhand des Lebens dieses in die Emigration getriebenen österreichischen Komponisten, der in Wien das Akademische Gymnasium besucht und später in New York u.a. die ersten Plattenaufnahmen für Columbia und Westminster gemacht hatte.
    Es ist eine scharfzüngige, literarische Verfremdung durch den französischen Autor – im Roman wird er Kurt Lewenstein genannt – in Verbindung mit Marcel Faust (Refugees‘ Committee, wohnhaft im Gebäude des Burg-Kinos) – siehe dazu auch http://www.somamorgenstern.com (Georg B. Deutsch) – dem Kurt List-Nachlass im Orpheus Trust (heute im Archiv der Akademie der schönen Künste in Berlin) vor dem – erotischen – Hintergrund von Alban Bergs namens- und formgebender Komposition „Lyrische Suite“ und dem als basso ostinato begleitenden „Pelzchen“ von Peter Paul Rubens (KHM).
    Eine DVD der Präsentation im KHM (Text: Alexander Strobele, Alexandra Maria Timmel; Musik: Annette Schäfer, Gunter Teuffel) – in Anwesenheit des Autors (nach 30jähriger bewusster Abwesenheit!) – samt Einführung des französischen Botschafters, Gilles Pécout, sowie Kommentaren des langjährigen an der Diplomatischen Akademie und am Institut für Romanistik lehrenden Siegfried Loewe ist – ebenso wie das Buch selbst – in Kürze auch im KHM-Museumsshop erhältlich. http://www.bibliothekderprovinz.at

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