Dogville

Filmcasino 3.11.
Regie: Lars von Trier

Reduktion ist wohl der Begriff, der zur Ästhetik des Films am Besten passt. Lars von Trier ist ein großes Wagnis eingegangen, was sofort deutlich wird, wenn man seine Vorgehensweise in Worte fasst: Sein Film beruht auf einer Kombination von Elementen aus der Film-, Theater- und Literaturästhetik. Der Film liefert neben der „Technologie“ eine Reihe von klassischen Beiträgen zum Gesamtwerk durch Kameraeinstellungen und durch Anspielungen auf diverse Genres. Das Theater steuert buchstäblich die Bühne bei, angereichert mit spärlichen Requisiten, sowie die Choreographie auf beschränktem Raum. Auch die Länge des Films, drei Stunden, erinnert mehr an einen Theater- als an einen Kinoabend. Die Literatur schließlich, genauer die Romanästhetik, stellt nicht nur einen auktorial-ironischen Erzähler und die Gliederung in Kapitel bei, sondern auch den Anspruch, die gesellschaftliche Wirklichkeit pars pro toto durch einen kleinen Ausschnitt zu beschreiben.

Die Kombination dieser Mittel soll funktionieren? „Theoretisch“ kann das gar nicht der Fall sein: Wie passt eine avantgardistisch-reduktionistische Bühne zu einem klassischen Erzähler? Dazu explizite Anleihen beim Gangsterfilm? Das höchst Erstaunliche: Das Ergebnis ist ein in sich stimmiges Kunstwerk.

Wenn es richtig ist, dass sich große Kunst oft durch die gelungene Kombination von radikaler Innovation und Traditionsbezug auszeichnet, sowie durch das Aufbrechen eingefahrener ästhetischer Formen, ist Lars von Trier ein Meisterwerk gelungen. Aufgrund dieser Leistung spielen inhaltliche Bedenken – die Stilisierung der leidenden Frau – eine untergeordnete Rolle, zumal die „Pointe“ des Films, dieses Motiv radikal aufhebt.

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