Robinson Crusoe – Projekt einer Insel

Burgtheater 4.5. 2012

Regie: Jan Bosse
Bühnenbild: Stéphane Laimé

mit
Ignaz Kirchner
Joachim Meyerhoff

Auf Joachim Meyerhoffs Initiative entstand dieser schräge Abend zu einem der berühmtesten Klassiker der Weltliteratur. Der Aufwand für diese Inszenierung ist enorm: Die Zuschauer sitzen auf der umgebauten Bühne, während sich Meyerhoff und Kirchner im Zuschauerraum austoben. Das darf durchaus wörtlich verstanden werden, wird doch ein Teil des Zuschauerraums, der als Insel figuriert, durch Robinsons Zivilisierungsaktivitäten zerlegt. Es werden Sitze aufgeschlitzt, Türen ausgehängt, Armlehnen abgebrochen. Dem naiveren Teil des amüsiert-entsetzten Publikums sei gesagt: Zu diesem Behufe wurde extra ausrangierte Sitze montiert. Es wurde also nur Sperrmüll beschädigt.

Die Idee, das Burgtheater konkret als Insel zu nehmen, trägt gut. Der Abend erhält dadurch eine zusätzliche Dimension, nämlich die Auseinandersetzung mit Theater und Hochkultur, was auch explizit thematisiert wird.

Insgesamt wirkt der Abend wie eine Mixtur aus brutalem Naturalismus, so hüpft Meyerhoff als Robinson mit langem Bart auch mal splitternackt durch den Saal, Monty Python und Loriot. Die Waage neigt sich aber sehr zu Monty Python, zumal der Naturalismus an Monty Python and the Holy Grail erinnert, und viel Absurd-Groteskes zu sehen ist. Ignaz Kirchner unterstützt Meyerhoff furios als Vater und Freitag.

Eine sehr originelle Angelegenheit. Allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass Meyerhoff solche Projekte nur deshalb macht, damit er in 10 Jahren wieder lustigen Stoff für weitere Teile seiner Autobiographie hat.

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