Musil: Klagenfurter Ausgabe
Die NZZ hat dieser neuen Edition eine schöne Rezension gewidmet. Ich werde sie auch ausführlich besprechen.
Die NZZ hat dieser neuen Edition eine schöne Rezension gewidmet. Ich werde sie auch ausführlich besprechen.
Es gibt schlechterdings keinen bedeutenden Gedanken, den die Dummheit nicht anzuwenden verstünde, sie ist allseitig beweglich und kann alle Kleider der Wahrheit anziehen. Die Wahrheit dagegen hat jeweils nur ein Kleid und einen Weg und ist immer im Nachteil.
Viel von sich zu reden gilt als dumm. Dieses Verbot wird von der Menschheit auf eigentümliche Weise umgangen: durch den Dichter!
… beinahe kein Mensch liest heute noch, jeder benützt den Schriftsteller nur, um in der Form von Zustimmung oder Ablehnung auf eine perverse Weise seinen eigenen Überdruß an ihm abzustreifen.
Irgendwie geht Ordnung in das Bedürfnis nach Totschlag über.
Heimatkunst: Das ist das Vereinsbanner der Leute, die das Wimmerl im eigenen Gesicht erhabener dünkt als der Monte Rosa auf Schweizer Gebiet. Es gibt sie bei allen Nationen; ich fühle nicht mit ihnen, was sie aber nicht gehindert hat, sich wie ein Ausschlag in sämtlichen Landesfarben zu verbreiten.
In Paris soll man z.B. heute schon bestimmte Theaterkritiker kaufen können, bei uns muß man noch mit ihnen befreundet sein, was oft viel unangenehmer ist.
Man möchte sich gern über den Fortschritt freuen, wenn er bloß ein Ende hätte.
… ich halte es für wünschenswert, daß die geistige, schöpferische Tätigkeit von jeglicher Bewertung auf dem wirtschaftlichen Markt befreit werden soll …
Es ist ein Grundzug der Kultur, daß der Mensch dem außerhalb seines eigenen Kreises lebenden Menschen aufs tiefste mißtraut, also daß nicht nur ein Germane einen Juden, sondern auch ein Fußballspieler einen Klavierspieler für ein unbegreifliches und minderwertiges Wesen hält.