Burgtheater 09.09.25
Regie und Bühne: Dušan David Pařízek
Dramaturgie: Lena Wontorra
Mit Marie-Luise Stockinger (Alice Schalek), Michael Maertens (Sigmund Schwarz-Gelber), Dörte Lyssewski (Elfriede Ritter-Schwarz-Gelber), Felix Rech (Feldkurat), Elisa Plüss (Der Nörgler), Branko Samarovski (Patriot), Peter Fasching (Feldwebel)
Karl Kraus war bekanntlich der Meinung, sein Riesenstück eigne sich nicht für die Bühne. In der Neuausgabe im Verlag Jung & Jung ist es 850 Seiten lang. Mir ist auch noch keine akzeptable Bühnenfassung untergekommen bis jetzt. Leider ist auch diese Kooperation mit den Salzburger Festspielen keine Ausnahme.
Die Auswahl der Szenen und Figuren fokussiert auf das Kriegsgeschehen und die Kriegspropaganda. Beides erstaunlich aktuell. Wenn man die Begründungen hört, warum Belgrad unbedingt zerstört werden muss, drängt sich die Parallele mit Gaza City geradezu auf, das gerade gleichzeitig zerstört wird. Was zu Zeiten des Karl Kraus die Zeitungen waren, welche die Leute schamlos anlogen und verhetzten, wird heute durch Social Media ergänzt.
Die aktuellen Bezüge sind das Beste am Abend. Leider konnte sich die Regie anscheinend nicht entscheiden, ob sie das Publikum primär betroffen machen will, etwa durch die immer erwähnten Kinderleichen nach dem Abschuss der Lusitania, oder durch Dialekt- und Slapstick-Humor doch eher unterhalten. Der übergangslose Wechsel von einem zum anderen wirkt jedenfalls mehrmals völlig unpassend und deplatziert.
Ein Abend, der auf die Wirkung von Karl Kraus‘ Sprache gesetzt hätte, statt auf so viel Klamauk wäre dem Thema angebrachter gewesen.