Mai 2025
Es war die Idee eines guten Freundes. Er sei beruflich auf dem Journalismusfest in Innsbruck. Ob ich mich nicht anschließen wolle? Ich wollte! Allerdings war ich für die Innenstadt-Hotels (800 Euro für vier Tage?!) zu geizig und übernachte also in Rum für nicht mal den halben Preis, zehn Autominuten vom Zentrum entfernt.
Das Konzept: Ein buntes politisch-mediales Programm an verschiedenen Veranstaltungsorten in der Innenstadt, von Uni-Hörsälen bis zum alternativen Treibhaus. Das könnte auch die Tourismuswerbung erfunden haben, lernt man auf diesem Wege doch schnell die Stadt kennen, indem man kreuz und quer von einem Veranstaltungsort zum nächsten flaniert. So weiß ich jetzt, dass sich die neuen (?) Uni-Gebäude auch architektonisch nicht zu verstecken brauchen, oder dass die Stadtbibliothek eine sympathische und ästhetisch adäquate Institution ist.
Das Konzept hat aber auch Nachteile. Obwohl man sich merklich bemühte, Überschneidungen zu vermeiden, waren sie doch unausweichlich. Ich kann also nicht jedes Thema besuchen, das mich interessiert. Neben einigen Sonderformaten wie einer Stadtführung auf den Spuren Benkos, sind das Standardformat Podiumsdiskussionen mit einer thematisch passenden Moderatorin. Die Mischung zwischen JournalistInnen und ExpertInnen gelingt insgesamt gut. Große Präsenz von Berliner Schreiblingen, speziell von der taz scheint das komplette Management angereist zu sein.
Ich stelle mir eine bunte Programmmischung zusammen mit Fokus auf Internationales, von Armenien bis Syrien und den Irak. Die persönlichen Erfahrungsberichte sind oft interessanter als die Analysen. Selbst die eher entlegenen Themen sind sehr gut besucht. Man scheut auch vor sehr heiklen Fragestellungen nicht zurück. So füllten die Kriegsverbrechen in Gaza einen riesigen Hörsaal am Samstagabend. Frau Litvinenko, eine von Putins Lieblingsfeindinnen, durfte Andrea Föderl-Schmid ihre Geschichte erzählen. Ich werde mir gleich den Termin für nächstes Jahr vormerken.