Literaturpolitik

Es ist ein jahrhundertelanges Ritual, dass Schriftsteller sich abfällig über Literaturkritik(er) äußern. Wie wichtig ihnen gute Besprechungen entgegen aller Lippenbekenntnisse wirklich sind, zeigt ein Brief des jungen Thomas Mann, in dem er völlig ungeniert am 26.11. 1901 eine Buddenbrooks-Rezension bei seinem Freund Otto Grauthoff beauftragt: Ein paar Winke noch, Buddenbrooks betreffend. Im Lootsen sowohl wie… Weiterlesen Literaturpolitik

Thomas Mann: Briefe I. 1889 – 1913

Fischer Verlag (Amazon Partnerlink) GFKA Man hat es nicht leicht, wenn man sich intensiver mit deutschsprachiger Literatur beschäftigt. Ist man bei der Lektüre der Kafka-Briefe mit einem idiosynkratischen, krankhaft sensiblen Menschen konfrontiert, tritt einem bei der Lektüre der Briefe des jungen Thomas Mann nicht selten ein arroganter Schnösel entgegen. Als Vielschreiber hatte TM darüber hinaus… Weiterlesen Thomas Mann: Briefe I. 1889 – 1913

Hermeneutische Abgründe

Wer glaubt, die schlimmsten methodischen Auswüchse der Hermeneutik gehörten inzwischen der Vergangenheit an, sollte besser nicht zu „How Milton Works“ greifen, dem jüngsten Opus des amerikanischen Star-Literaturwissenschaftlers Stanley Fish. In der New York Review of Books 12/2002 zeigt sich John K. Leonard über dessen Vorgehensweise sehr verwundert*: His chief instrument for doing this is a… Weiterlesen Hermeneutische Abgründe

Zwei neue Proust-Biographien…

…stellt Andé Aciman in der New York Review of Books 12/2002 vor, nämlich „Marcel Proust: A Life“ von Jean-Yves Tadié(Viking/Penguin) und ein Buch mit dem gleichen Titel von William Carter (Yale University Press). Beide können den Rezensenten nicht wirklich überzeugen, allerdings haben sie ihn veranlasst einen ausführlichen, lesenswerten Aufsatz über Proust zu schreiben.

Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (4)

dtv Bibliothek der Antike Während die Rede Kleons belegt, dass sich (immer auf einer vergleichsweise abstrakten Ebene gesprochen) grundlegende rhetorische Strategien reaktionärer Populisten in den letzten 2400 Jahren wenig verändert haben, gilt das auch für die Gegenseite. Diodotos wirkt wie ein moderner, aufgeklärter Humanist, wenn er sich gegen die Ausrottung der mytilenischen Bevölkerung ausspricht. Er… Weiterlesen Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (4)

Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (3)

dtv Bibliothek der Antike Wirft man einen genaueren Blick auf politischen Debatten in Athen und auf die Art der vorgebrachten Argumente, ist man erst einmal sprachlos, wie wenig sich seitdem geändert hat. Sehr deutlich wird das im Gericht über Mytilene (5. Kriegsjahr), das Athen im Krieg verriet. Im Zorn beschließt die Volksversammlung, die Bevölkerung der… Weiterlesen Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (3)

Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (2)

dtv Bibliothek der Antike Thukydides starb, bevor er sein Werk in die von ihm gewünschte Form bringen konnte, weshalb man bei der Lektüre unschwer drei verschiedene Stufen feststellen kann: 1. Notizen, die mehr oder weniger noch Rohmaterial sind, eine Stoffsammlung zur späteren Verwendung. 2. Die Verarbeitung dieser Notizen zu einer Chronik. 3. Erzählerisch penibel gestaltete… Weiterlesen Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges (2)