Die Universität. Eine Kampfzone

Jüdisches Museum 29.11. 2016

Die Wiener Universität feiert dieses Jahr ihre Gründung vor 650 Jahren und das Jüdische Museum beleuchtet ein besonders unschönes Kapitel in deren Geschichte: Den Umgang mit jüdischen Studierenden und Lehrenden. Die gab es in nennenswerter Anzahl freilich erst im 19. Jahrhundert, die Ausstellung geht historisch aber bis ins Mittelalter zurück.

Am bedrückendsten sind naturgemäß antisemitischen Eskapaden ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis nach dem zweiten Weltkrieg. Die Universität war schon vor der Übernahme durch die Nazis fest in antisemitischen Händen, und die in der Ausstellung dokumentierten Tiraden gegen jüdische Studenten und Professoren sind von einer abgrundtiefen Gehässigkeit. Leider ist diese zeitlos, wie man dank der zahlreichen Hasspostings über Flüchtlinge in den sozialen Medien hinreichend demonstriert bekommt. Insofern dient die Ausstellung auch als Warnung, wohin irrationaler Hass und Verrohung der Sprache letzthin führen wird. Jüdische Studenten wurden schon früh von ihren deutschnationalen Kommilitonen regelmäßig misshandelt. Jüdische Studentinnen hatten es nach der Zulassung von Frauen zum Studium in Wien besonders schwer, wie ein entsprechender Schwerpunkt zeigt.

Die Vergangenheitsbewältigung dieses trüben Kapitels begann erst lange nach dem zweiten Weltkrieg. Walter Weiss, mein ehemaliger Germanistikprofessor in Salzburg, erzählte mir einmal, dass seine Berufung noch 1965 wegen seines Judentums auf diverse Widerstände gestoßen sei.
(Bis 28.3.)

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