Andrei Tarkovsky: Stalker (1979)

Wäre Kafka Regisseur geworden, hätte er sicher ähnliche Streifen gedreht. Rätselhaftigkeit und Ambiguität bestimmen sowohl den Inhalt als auch die Form. Eine kleine Gruppe ist unterwegs zur „Zone“, deren Bewandtnis nur durch Andeutungen kommuniziert wird. Es handelt sich also um eine riesige Reflexionsfläche für uns Zuseher. Diese Zone ist einerseits mythologisch aufgeladen (Stichwort: Sinnsuche), andererseits mit einer apokalyptischen Grundierung versehen. Man muss immer wieder an ein Sperrgebiet nach einer Atomkatastrophe denken.

Ein Stalker ist ein Zonenschlepper. Er bringt Menschen in die Zone und darin zum Ziel, einem geheimnisvollen Raum. Die beiden Kunden des Stalker sind ein Schriftsteller und ein naturwissenschaftlicher Professor. Der Autor ist inspirationslos und der Professor hätte gerne den Nobelpreis, weshalb sie sich beide auf den Weg machen. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass der Professor das geheimnisvolle Zimmer eigentlich sprengen wollte. Tarkovsky lässt hier geschickt zwei unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander prallen, was in mehreren Gesprächen dokumentiert wird.

Diese philosophische Ebene ist eine sehr russische und erinnert oft an die Klassiker des Landes, die ähnliche Fragen umtreiben. Zwar ist Vagheit hier ästhetisches Konzept: Diese „metaphysische“ Ebene streift aber trotzdem immer wieder nur knapp an Philosophiekitsch vorbei.

Die ästhetische Kreativität Tarkovskys ist allerdings grandios. Visuell ist der Film ebenso beeindruckend wie als Klangkunstwerk. Die mit einem Synthesizer erzeugten Effekte tragen wesentlich zu der seltsamen spannenden Stimmung bei.

Stalker (DVD)

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