Reise-Notizen: Maribor, Sarajewo & Mostar

Beruflich war ich oft auf dem Balkan unterwegs, so dass ich diese Weltgegend inzwischen gut kenne. Die einzige Ausnahme war Bosnien. Zeit für eine Kurzreise nach Sarajewo also. Einen Zwischenstopp legten wir in der Kulturhauptstadt Maribor ein. Kommt man als unvorbereiteter Kulturtourist nach Maribor ist das Angebot enttäuschend. Zwar gab es einige „Events“ in der Stadt (Bodypainting etc.), ansonsten war aber kaum etwas geboten. Dafür war die schönste Stelle der Stadt, die Flusspromenade, durch ein selten hässliches Konglomerat an Sponsoringhütten verunstaltet. Wir fuhren am nächsten Morgen gerne Richtung Sarajewo weiter.

Die Fahrt durch Nordbosnien, also durch den serbischen Teil, barg die erste große Überraschung. Erwartet hatte ich wenig Infrastruktur, kaputte Straßen und Schafherden. In Wahrheit sind die überregionalen Straßen dort besser in Schuss als so manche in Österreich. Auch das ängstliche Tanken kurz nach der Grenze stellte sich als lächerlich heraus: In jedem Dorf gibt es eine Tankstelle. Vermutlich bin ich noch nie auf einer Straße mit so vielen Tankstellen gefahren wie auf dieser in Bosnien. Selbstverständlich sieht man jede Menge von grotesk wirkenden Industrieanlagen bzw. -ruinen am Straßenrand. Generell wirkt das Land zumindest an den Hauptverkehrsrouten entlang nicht so arm wie ich das erwartet hätte. Um das Straßenthema abzuschließen: Die Route von Sarajewo nach Mostar ist ebenfalls in einem besseren Zustand als so manche andere Strecke in Mitteleuropa. Dabei führt sie überwiegend durch schwieriges Terrain und man musste viele Brücken und Tunnels bauen.

Sarajewo! Dass es sich hier um eine muslimische Stadt handelt, merkt man eigentlich nur an den Moscheen, deren Gebetsrufe übrigens wesentlich dezenter erfolgen als in allen anderen mir bekannten islamischen Ländern. Die Menschen sind europäisch gekleidet (kurze Hosen und Röcke!) und auch sonst sieht man vieles, was in anderen vom Islam geprägten Ländern unvorstellbar wäre. Die Türkei einmal ausgenommen.

Die Altstadt Sarajewos ist schnell besichtigt. Kriegsschäden und sozialistische Bausünden sieht man nicht wenige, trotzdem wirkt die Innenstadt überwiegend saniert. Das Straßenleben ist südländisch und speziell im Basarviertel, das eigentlich mehr einer europäischen Restaurantmeile ähnelt, tobt das urbane Leben. Eine durch und durch sympathische Stadt. Das Nationalmuseum hatte leider geschlossen, es gibt aber eine Reihe kleinere Museen und Gedenkstätten, die man besichtigen kann. Darunter auch jene, welche dem berühmtesten Attentat der Stadt gewidmet ist.

Im Hinterkopf hatte ich natürlich immer den Balkankrieg. Wenn man im Zentrums Sarajewos steht und sich vorstellt, dass mehr als hundert Geschütze von den Hügeln auf die Stadt feuerten, entwickelt man unweigerlich antiserbische Gefühle.

Die Fahrt nach Mostar ist sehr malerisch. Man fährt durch Gebirgstäler und an Seen entlang. Mostar selbst wirkt orientalischer als Sarajewo. Zu diesem Eindruck trug freilich die trockene Hügellandschaft bei, in deren Mitte die Stadt liegt. In der Gasse die zu und von der berühmten Brücke führt fühlte ich mich an die Fremdenverkehrsumtriebigkeit der Salzburger Getreidegasse erinnert. Sobald die Tagestouristen abziehen, wird es ruhiger.

Bosnien ist eine Reise wert.

Ein Gedanke zu „Reise-Notizen: Maribor, Sarajewo & Mostar

  1. Die furchtbar desolaten Bauten in der Republika Srpska sollten nicht unerwähnt bleiben. Dort sieht man, wie es in von der EU vernachlässigten Gegenden aussieht.

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