Julian Barnes: The Sense of an Ending

In dem kurzen Roman, den man auch als Novelle klassifizieren könnte, erzählt uns Tony Webster einen Teil seiner Lebensgeschichte. Zum Zeitpunkt der Erzählung ist Tony bereits in den Sechzigern, hat ein – nach normalen Maßstäben – erfolgreiches Durchschnittsleben hinter sich und führt ein bequemes Rentnerleben.

Die Handlung setzt in der Schulzeit ein, wo er mit drei anderen Freunden einen intellektuellen Zirkel bildet. Die Geschichte schreitet schnell voran zu der seltsamen Studentenbeziehung mit Veronika, die im späteren Verlauf eine entscheidende Rolle spielt.

Im Zentrum von The Sense of an Ending stehen die Themen des Alterns und der Erinnerung. Es stellt sich nämlich schnell heraus, dass Tonys Rückblicke nicht sehr zuverlässig sind. Barnes setzt also ein altbekanntes literarisches Mittel ein, das des unzuverlässigen Ich-Erzählers. Literarisch ist das exzellent in Szene gesetzt. Die in den Text eingestreuten Reflektionen sind interessent und sprachlich zieht Barnes alle Registers seines Könnens. Die zentralen Motive sind strukturell eng verknüpft und spiegeln sich auf mehreren Ebenen. Ein Beispiel dafür ist die Selbstmord-Thematik.

Die Form ist freilich etwas zu altbacken für meinen Geschmack. Auch das mysteriöse Geheimnis, das dann auf den letzten Seiten enthüllt wird, scheint mir etwas gekünstelt zu sein. Trotzdem gut investierte Lesezeit.

Julian Barnes: A Sense of Ending (Random House) – Deutsche Ausgabe

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