Der neue Wiener Ring (4): Götterdämmerung

Wiener Staatsoper 21.5.

Inszenierung: Sven-Eric Bechtolf
Dirigent: Franz Welser-Möst
Siegfried: Stephen Gould
Hagen, Alberichs Sohn, Gunthers Halbbruder: Eric Halfvarson
Brünnhilde: Eva Johansson

Die Götterdämmerung ist der ideale Anlass, noch etwas Positives über Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung zu schreiben. Nicht nur ist sie am besten gelungen innerhalb des Zyklus, sondern es kommt auch die größte Tugend seiner Regiearbeit am besten zu tragen: Die Führung der Sänger als Schauspieler. Während bei Opern die Darbieter oft verloren und hilflos singend auf der Bühne herumstehen, spielen sie bei Bechtolf wie (gute!) Schauspieler. So viel darstellerische Qualität gibt es bei Opern-Aufführungen selten. Beim Finale setzt Bechtolf viel Bühnentechnik ein und es gelingt ihm ein bildnerisch starker Untergang der Götter. An der bereits mehrfach konstatierten Unterkomplexität der Bildsprache änderte sich aber nichts.

Das musikalische und gesangliche Niveau war ebenso exzellent wie bei den anderen Abenden. Welser-Möst zeigte seine Flexibilität dadurch, dass er die Zwischenspiele oft sehr langsam anging, was am rasanten Tempo insgesamt aber nichts änderte. Der Abend war eine Viertelstunde früher zu Ende als vorgesehen.

Eric Halfvarson war der beste Hagen, den ich bisher erlebte. Darstellerisch diabolisch und gesanglich hervorragend. Stephen Gould sang brillant wie immer, nicht schlechter Eva Johansson. Insgesamt war der Ring musikalisch deutlich besser als die letzten Wiener Ringaufführungen. Wenn sich dieses Plateau in den nächsten Jahren halten lässt, hat Wien nun einen exzellenten „Musik-Ring“ mit einer mäßigen Inszenierung.

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