Dostojewskij

Lange hat es gedauert, doch nun hat Joseph Frank den fünften, abschließenden Band seiner großangelegten Biographie vorgelegt. Sie beschäftigt sich mit seinen letzten, ideologisch verwirrten Jahren als er sich publizistisch als Antisemit und slawisch-messianischer Fanatiker betätigte (und gleichzeitig die wunderbaren „Brüder Karamasow“ schrieb!). Die dunkle Seite des Autors kommt Aileen Kelly in ihrer Rezension* in der New York Review of Books 5/2003 trotzdem zu kurz, weshalb sie diese zusammenfasst und danach Bezüge zur Gegenwart herstellt:

With hindsight, Dostoevsky’s version of the Russian idea now appears as a pioneering form of a messianic anti-Westernism whose generic characteristics include religious and moral condemnation of the materialism and egoistic self-interest to which the economic and political ascendancy is ascribed: rejection of cultural and political pluralism in favor of a view of the state as a vehicle of collective salvation in the name of a single set of truths; a tendency to project responsibility for failures onto scapegoats and to demonize those who are ideologically or ethnically outside the community of believers; and the dream of a purifying „holy war“.

Erstaunlich wie sich religiös motivierte politische Allmachtsfantasien gleichen, die Religion im Hintergrund ist austauschbar.

* Der Artikel ist mittlerweile Teil des kostenpflichtigen Archivs der NYRB.

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