Leon Battista Alberti (1404-1472) und die Kunsttheorie

Seine kleine Schrift „Über die Malkunst“ ist aus einer Reihe von Gründen bemerkenswert. Wie man als Maler die u.a. von Brunelleschi entdeckte Technik der Perspektive in der Praxis einsetzen kann, wird darin konzis beschrieben.

Wirkungsmächtiger aber wurde die Ästhetik der Malerei, die Alberti durchaus normativ von den zeitgenössischen Künstlern einforderte. Effekte lehnte er strikt ab, auf Blattgold müsse ebenso verzichtet werden wie auf „blendende“ Farben. Oberste Priorität hatte für ihn die Natürlichkeit der Darstellung, die nur durch das Studium der Natur zu erzielen sei. Anatomische Grundkenntnisse gehörten für ihn ebenso zum unabdingbaren Handwerkszeug wie die Beherrschung der Perspektive.

Was heute als Binsenwahrheit innerhalb der Ästhetik der klassischen Malerei erscheint, war im Florenz um 1430 durchaus revolutionär, zumal Alberti sich nicht auf abstrakte normative Vorgaben beschränkte, sondern zugunsten der Qualität eines Kunstwerks eine Zusammenarbeit von Maler und Betrachter verlangt, um möglichst perfekte Ergebnisse zu erzielen.

Anthony Grafton hebt in seiner Alberti-Monographie einen Aspekt besonders hervor, nämlich den der Intellektualisierung der Malerei, die man überwiegend noch als Handwerk auffasste. Der handwerkliche Aspekte ist für Alberti zwar wichtig, aber zweitrangig. Entscheidend sei die Invention, die Konzeption des Werkes. Ist erst ein passender Stoff gefunden, und die Struktur des Gemäldes durch das Verfertigen von Entwürfen klar, ist der Entstehungsprozess praktisch abgeschlossen. Der Akt der Malerei sorgt nur für die Sichtbarmachung desselben.

Das sind Thesen, die frappierend an die moderne philosophische Ästhetiken erinnern, wo ein ästhetischer Gegenstand ebenfalls als type (z.B. eine Partitur) und als token (z.B. eine konkrete Aufführung einer Partitur) verstanden wird.

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